Wenn man für ein einzelnes Meerschweinchen einen Partner sucht, stellt man sich natürlich die Frage, wie das passende Partnertier wohl sein sollte. Hier möchten wir Sie dazu etwas beraten.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es auch bei Meerschweinchen letztendlich reine Sympathie- und Charaktersache ist. Es ist wie bei uns Menschen, wir verstehen uns auch nicht mit jedem den wir neu kennen lernen. Daher ist es wichtig, nach einem evtl. gescheiterten ersten Versuch nicht aufzugeben, sondern es mit einem anderen Schweinchen zu versuchen. Auch bei den Tieren muss die „Chemie“ stimmen; sie müssen sich – im wahrsten Sinn des Wortes - gut „riechen“ können.
Da Meerschweinchen sehr soziale Tiere sind dürfen sie nie alleine leben. Als Faustregel gilt je mehr Mee(h)rschweinchen zusammen leben, desto sozialer sind sie, da es dem natürlichen Gruppenleben am nächsten kommt.
Baby und Baby
Es ist davon abzuraten 2 oder mehr Babys ohne erwachsenes Tier aufwachsen zu lassen. Es ist ein Irrtum, dass Meerschweinchen die von klein auf zusammen leben sich auch immer gut verstehen. Auch Geschwisterpaare funktionieren sehr häufig nicht. Spätestens wenn die Tiere in die Flegelphase kommen (mit 5 – 7 Monaten) kommt es häufig zu Streitereien, die ein harmonisches Zusammenleben unmöglich machen. Junge Meerschweinchen genießen in der Gruppe bis zu einem Alter von ca. 4 Wochen ein recht uneingeschränktes Leben. Erst ab ca. der 4. Lebenswoche werden die Kleinen von den erwachsenen Tieren gemaßregelt und lernen soziale Kompetenz. Fehlt den Babys die nötige Erziehung durch ein erwachsenes Tier (ab ca. 1 Jahr), wird es später Probleme mit anderen Meerschweinchen haben und nur schwer zu vergesellschaften sein. Besonders bei Böckchen sollte eine Sozialerziehung statt finden, denn in den meisten Fällen zerstreiten sich die Tiere während der Flegelphase, oder bis zu einem Alter von ca. 2 Jahren. Diese Tiere sind dann nicht mehr zusammen zu halten, sondern müssen getrennt werden.
Gleichaltes bzw. älteres Tier gesucht
Wenn man ein gleichaltriges Tier zu seinem bereits vorhanden Tier dazu möchte, sollte man sich vorab die Frage stellen: „Warum möchte ich das?“
Wenn Sie in absehbarer Zeit die Meerschweinchenhaltung aufgeben möchten, lesen Sie hierzu bitte weiter unten unter „Beendung der Meerschweinchenhaltung“ weiter.
Denken Sie, dass ein gleichaltriges vom Alter besser passt, und die Beendung der Haltung keine Rolle spielt, so können Sie ohne Probleme ein älteres, oder ein jüngeres, oder eben ein gleichaltriges dazu setzen. Bei Meerschweinchen ab 1 Jahr sind Sie beim Alter in der Partnerwahl völlig flexibel. Meerschweinchen sind es in der Natur gewöhnt in großen Gruppen mit verschiedenen Altersklassen zusammen zu leben. In einer Zweiergruppe mit einem Seniorschweinchen ist es natürlich nicht sinnvoll ein Baby dazu zu nehmen, da die Ansprüche der Tiere durch den Altersunterschied zu unterschiedlich sind. Ältere Meerschweinchen sind häufig ruhiger und wären mit einem sehr jungen Tier und dessen Spieltrieb überfordert. Das junge Tier würde sich dagegen mit dem ruhigeren Alttier langweilen.
Ist das Seniorenschweinchen dagegen noch fit und neugierig, kann es durchaus von einem jüngeren (nicht ganz jungen) Tier profitieren. Viele Senioren werden wieder agiler, wenn sie von einem jüngeren Meerschweinchen zu mehr Bewegung und „Kopfarbeit“ animiert werden.
Zu einem Seniorschweinchen ein Seniorschweinchen dazu zu setzen, macht also auch hier nur Sinn, wenn Sie mit der Haltung nicht aufhören möchten.
Beendung der Meerschweinchenhaltung / sog. Leihmeerschweinchen
Immer wieder treten Menschen mit dem Gedanken an uns heran, zu ihrem alten (verwitweten) Schweinchen ein Tier im selben Alter dazu zu setzten. Nun stellt sich die Frage, was passiert, wenn wieder eines der beiden stirbt? Gleichzeitig sterben werden die beiden Seniorschweinchen nämlich nicht.
Häufig treffen wir auf die Meinung, das letzte Tier könne dann ruhig alleine bleiben, es lebe ja sowieso voraussichtlich nicht mehr lange. Davon möchten wir dringend abraten, denn wie erwähnt sind Meerschweinchen sehr soziale Gruppentiere und auch ein älteres Tier darf auf keinen Fall alleine bleiben. Es wäre quasi eine „Bestrafung“ des überlebenden Tieres, dafür dass es das Letzte ist – das will ja niemand. Einzel gehaltene Meerschweinchen haben zudem sehr viel mehr Stress und werden dadurch anfällig für Krankheiten. Auch die Lebenserwartung sinkt bei Einzeltieren. Da spielt das Alter des Meerschweinchens keine Rolle.
Für eine Entscheidung im Sinn und zum Wohl des Meerschweinchens bleiben zwei Alternativen:
Letztes Meerschweinchen abgeben
Für manche Menschen mag es grausam klingen, doch für das letzte Meerschweinchen ist es artgerecht, wenn es zu anderen Meerschweinchen abgegeben wird. Geben Sie das Tier in gute Hände ab. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Wenn Sie jemanden kennen, der Meerschweinchen gut hält und ihr letztes Tier aufnehmen würde, geben Sie ihrem Tier die Chance seinen Lebensabend in artgleicher Gesellschaft zu verbringen. Auch Tierheime oder private Meerschweinchen-Hilfsorganisationen (wie die z. B. die Meerschweinchenhilfe e. V.) nehmen diese Tiere auf. Grundsätzlich ist zu sagen, dass man die Meerschweinchenhaltung nicht anders beenden kann, als das letzte Tier in gute Hände abzugeben. Mit der Abgabe des Tieres in Gesellschaft tun Sie das einzig Richtige; Sie handeln zum Wohle des Tieres und stellen Ihre eigenen Bedürfnisse zurück. Das Tier alleine zu lassen, weil man sich nicht trennen kann, wäre egoistisch dem Tier gegenüber.
Bei der Meerschweinchenhilfe e. V. werden Seniorentiere in der Regel ab einem bestimmten Alter verpatet. Das bedeutet, dass die Tiere in einer Pflegestelle bleiben und dort in artgerechter Gesellschaft mit anderen Meerschweinchen ihren Lebensabend verbringen dürfen. Sie werden nicht weiter vermittelt. Liebe Menschen unterstützen uns bei der Versorgung dieser Seniorentiere durch die Übernahme einer Patenschaft. Denn Senioren können durchaus erhöhte medizinische Kosten verursachen. Patenplätze sind allerdings nur begrenzt vorhanden. Aus diesem Grund entstand die zweite Alternative:
Sog. Leihmeerschweinchen
In letzter Zeit hört man in den Medien immer wieder von sogenannten „Leihmeerschweinchen“. Diese Idee ist im Grund nicht so neu, wie es scheint. Die Meerschweinchenhilfe e. V. hat schon immer von ihr vermittelte Tiere wieder zurück genommen, wenn die Meerschweinchenhaltung aufgegeben wurde.
Wenn Sie also die Meerschweinchenhaltung in absehbarer Zeit aufzugeben möchten und ihr letztes Tier seinen Lebensabend bei Ihnen verbringen soll, sollten Sie bei der Wahl des Partnertieres ihr Augenmerk auf ein Schweinchens lenken, das noch relativ jung ist. Es sollte natürlich kein Baby sein, wenn Ihr Schweinchen schon ein Senior ist, wie oben angesprochen, aber eines, das vielleicht schon 1-2 Jahre alt ist und das ältere voraussichtlich überlebt.
Verstirbt nun Ihr Seniorschweinchen, können Sie das noch relativ junge Tier an uns zurück geben und das Schweinchen hat somit noch eine sehr gute Vermittlungschance. Wir vermitteln problemlos auch ältere Schweinchen in ein neues Zuhause.
Bei der Anschaffung eines (letzten) Schweinchens sprechen also einige Gründe für ein jüngeres Meerschweinchen.
Böckchen- (Kastraten-)haltung
Es ist natürlich möglich Böckchen zusammen zu halten. Haben sie das richtige Sozialverhalten und stimmt die Sympathie, ist das kein Problem. Allerdings sollten Sie auch friedlich zusammen lebende Böckchen immer kastrieren lassen. Es ist nie ausgeschlossen, dass sich auch Böckchen irgendwann einmal zerstreiten oder ein Böckchen nach dem Tod des Partners nicht mehr mit einem neuen Bock vergesellschaftbar ist. Kastrierte Böcke kann man problemlos mit Weibchen vergesellschaften. Das erspart einem (späteren) Senior auch eine stressige Böckchenvergesellschaftung. Hinzu kommt, dass jüngere Tiere die Kastration leichter verarbeiten und erstaunlich schnell wieder fit sind.
Solange Böckchen zusammen gehalten werden, entfällt nach der Kastration auch die fünfwöchige Karenzzeit, die bei einer Vergesellschaftung mit Weibchen einzuhalten wäre, da die Frischkastraten in dieser Zeit noch zeugungsfähig sind.
Weitere Infos zur Haltung von männlichen Meerschweinchen finden Sie auf unserer Seite
Böckchenhaltung.
Weibchenhaltung
Eine reine Weibchenhaltung ist ebenfalls möglich. Allerdings ist eine gemischte Gruppe (Kastrat mit mehreren Weibchen) häufig harmonischer. Außerdem kommt das der natürlichen Lebensart der Meerschweinchen sehr nahe. Auch bei der reinen Weibchenhaltung entscheidet die Sympathie der Tiere über den Ausgang der Vergesellschaftung.
Gemischte Haltung
Eine gemischte Haltung, also ein Kastrat und beliebig viele Weibchen ist die natürlichste und wird von vielen Menschen als die schönste Haltungsform empfunden. Man kann das gesamte Repertoire des Sozialverhaltens der Tiere sehr schön beobachten. Es ist eine wahre Freude den Tieren zuzusehen. Wie schon erwähnt sind die Tiere umso sozialer, je mehr Tiere es sind. Auch Problemschweinchen lassen sich in größeren Gruppen oft wieder sozialisieren.
Es ist allerdings davon abzuraten 2 oder mehrere Kastraten mit einem oder mehreren Weibchen zusammen zu halten, da sich die Männchen immer um die Weibchen streiten werden. Ausnahmen bestätigen zwar auch hier die Regel, sind und bleiben aber Ausnahmen. Es ist sehr selten, dass man in einer großen Weibchengruppe zwei Kastraten ohne Kämpfe halten kann. Diese Haltungsform sollte nur von wirklichen Spezialisten und auch nur im Ausnahmefall gewählt werden.
Eine Studie des Verhaltensforschers Prof. Dr. Sachser hat ergeben, dass für eine friedliche Haltung von zwei Kastraten pro Kastrat 20 Weibchen vorhanden sein müssen. Für eine Gruppe mit 42 Tieren muss dann natürlich der entsprechende Platz und viel Erfahrung in der Haltung von Meerschweinchen vorhanden sein.